Mansfelder Bergwerksbahn

Antworten
Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5488
Registriert: 12.07.2005 21:55
Wohnort: Landkreis Nürnberger Land

Mansfelder Bergwerksbahn

Beitrag von Andreas »

Hi :gsn:
Eine unbeachtete (Schmalspur)-Bahn war bei mir bisher die Mansfelder Bergwerksbahn,
Mein 60er bzw. das Geschenk meiner Familie zum 60. hat das letztes Wochenende geändert.
Wir haben die kleine Bahn besichtigt und ich durfte dort eine Amateurlokfahrt machen.
Es gibt nur noch ein 10km kleines Reststreckenstück.
Die Schmalspurbahn wurden bereits 1880 in 750 mm Spurweite gebaut sie diente als wichtigstes Transportmittel zwischen den Mansfelder Schächten und Hütten.
Hier ein Link auf die "Technikseite"der Mansfelder Bergwerksbahn.

Jetzt berichte ich euch hier ein bischen was von der Amateurlokfahrt.

Ich muss zugeben ich war im Vorfeld sehr skeptisch, Amateure auf einer echten Dampflok ?
ich dachte was soll das schon werden? Ich werde neben dem Lokführer mitfahren dürfen und ab und zu mal "am Dampfregler rumfummeln" dürfen.

Es kam anders: Ich durfte zunächst eine Theoriestunde absolvieren, viel Allgemeines was man aber als Interessierter Bahnfuzzi doch schon öfters mal gehört hat, aber dann doch einiges an Technik, was ich gar nicht wusste. Es folgte eine Unterweisung (oder der Versuch eine Heusinger-Steuerung zu erklären) wie das auf dieser Maschine mit den Reglern / Schiebern / der Steuerung und auch den beiden Bremsen so gemacht und gehandhabt wird. Zum Schluss musste man ein Formular mit Regeln (bestimmt 20 Punkte) wer was zu sagen hat und wie man sich verhalten muss unterzeichnet werden.

Dann ging es raus auf das Bahnhofsgleis zur Lok 11, die stand qualmend am Bahnsteig, ein D-Kuppler von Orenstein & Koppel der Bauart Dh2t mit etwa 450PS und 38t schwer Höchstgeschwindigkeit 35 km/h.
Bild

Es übernahm nun der sehr nette Lokführer (Stefan) die Schulung, er hat mir nun die Steuerung noch mal, aber im Führerstand der Lok vor Ort erklärt. Dann ist er ein Stück zurückgetreten und hat gesagt: "So jetzt fahr mal an, ein Stück vor und halte wieder" ..... oh ..... also Steuerung auf vorwärts gelegt, Lokbremse gelöst, und Dampfregler vorsichtig geöffnet, kaum fahrt aufgenommen schon wieder zu machen und zur Lokbremse gegriffen - ganz vorsichtig etwas "druck" einströmen lassen und wieder auf Mittelstellung gestellt, dann bremst die Lok mit etwas Verzögerung sanft ab. Das schreibt sich ganz leicht, es ist aber ganz schweeer zu Händeln! Alles benötigt eine gewisse kraft und hat doch auch viel Spiel in den Hebeln der Mechanik.
Das durfte ich ein paar Mal machen, bin also am Bahnsteig hin und her gezuckelt. Dass die Lok exakt da stehen bleibt wo sie soll, das bekommt man als Anfänger definitiv nicht hin. Dann hat der Lokführer selbst die Lok an den (gut besetzten) Zug mit 3 Waggons gefahren und er wurde gekuppelt nach der Bremsenprüfung mit dem Zugführer hat er wieder für mich Platz gemacht. Jetzt lautet der Befehl für mich : „Anfahren mit Zug wenn der Zugführer das Signal gibt!“ Ich habe aber nicht gemerkt das es jetzt schwerer geht, denn es ging auch noch leicht abwärts. Nun kommt noch die Lokpfeife ins Spiel denn wir fahren durch die Stadt und es gibt viele Übergänge mit noch mehr Pfeiftafeln. Ich sollte nur mit 10 km/h "rollen" was bedeutet das man nur kurz Dampf geben muss aber die Steuerung auf "voll auf" stellt und die Fuhre rollen lässt. Es ist für einen Anfänger wirklich sehr aufreibend die 5 Hebel zu bedienen dazu die Manometer im Blick zu behalten und eigentlich müsste man ja auf die Strecke gucken. Es war sehr interessant und ich durfte wirklich fast die ganze Stecke „selbst fahren“ lediglich an den beiden Straßenkreuzungen hat der Lokführer die Maschine komplett übernommen. Natürlich steht der Lokführer immer in griffweite und gibt die Kommandos wie „da kannst du mal ein wenig schneller fahren“ oder „hier kannst du den Regler ungefähr bis zu dem Zaun dahinten zumachen". Ich hätte den Zug sonsts niemals an oder in den Haltepunkten zum stehen gebracht. Man sieht als Laie wirklich nicht ob es gerade abwärts gerade oder leicht aufwärts geht. Der Lokführer hatte wirklich die Ruhe weg, der war supernett hat alles toll erklärt. Wenn man bedenk das er ständig solche Amateure wie mich ranlasen muss (an den Tag waren es 6!) ist das nicht unbedingt selbstverständlich. Der Heizer war da schon eher ein wenig genervt. Einmal beim anfahren gegen den „Berg“ habe ich die Lok schleudern lassen, da hat mir der Heizer mit einem heftigen Schwung den Dampf-Regler zugeschlagen. Das habe ich dem aber nicht übel genommen – ich hab den gleich wieder ein bischen aufgemacht…..

Die Zeit verging wie im Flug es hat sehr viel Spaß gemacht. Wer sich für Dampfloks begeistert, dem kann ich die Amateurlokfahrt bei der Mansfelder wärmstens empfehlen - da kann er mal wirklich am Regler spielen und eine echte Dampflok bedienen! Natürlich ist der Spaß nicht ganz billig aber wie lange gibt es das wohl noch? Mit dem Geschenk habe ich nicht gerechnet - da hat meine Familie doch voll ins Schwarze getroffen!

Jetzt noch ein paar wenige Bildchen vom Umfeld der Bahn:
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Gruß Andy :D

Bild
Benutzeravatar
Rolf
Beiträge: 794
Registriert: 05.10.2005 18:16
Wohnort: Wendelstein, Mittelfranken

Re: Mansfelder Bergwerksbahn

Beitrag von Rolf »

Servus Andy
Na dann haben wir für den nächsten Stammtisch-Express ja schon nen Lokführer :mrgreen:
Tolle Eindrücke die Du uns da schilderst, besten Dank .
Gruss
Rolf
Benutzeravatar
Harald
Site Admin
Beiträge: 7095
Registriert: 12.07.2005 11:26
Wohnort: Nürnberg

Re: Mansfelder Bergwerksbahn

Beitrag von Harald »

Hallo Andy,

das hört sich ja super toll an :!:
Vielen Dank für den Bericht.

Gruß
Harald
Thomas H
Beiträge: 199
Registriert: 29.10.2012 17:24
Wohnort: Fürth

Re: Mansfelder Bergwerksbahn

Beitrag von Thomas H »

Cooles Geschenk! Alle Achtung!
Antworten