As time goes by

Reisen zum Vorbild, Besuch von Ausstellungen und Museen, etc.
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Daniel
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As time goes by

Beitrag von Daniel »

Liebe Stammtischler,

"as time goes by" sang Frank Sinatra in dem Klassiker Casablanca vor vielen Jahren - http://www.youtube.com/watch?v=AY62QByUYJQ -. Oder wie die Römer sagen: "Tempora mutantur"- Die Zeiten ändern sich. Aber was hat dies mit einem Reisebericht zu tun?
Fangen wir von vorne an. Vor etwa 18 Monaten suchte ich nach einem Gleisplan für meinen größten Bahnhof. Den Begriff Hauptbahnhof versuche ich auf Schmalspurbahnen zu vermeiden, denn wo gibt es schon Hauptbahnhöfe auf Schmalspurbahnen? Aber nennen wir ihn doch kurz Hauptbahnhof.
Nach Studium des einen oder anderen Gleisplanbuches habe ich mich für den Bahnhof Hermsdorf-Klosterlausnitz an der Strecke Weimar - Gera entschieden. Über die Strecke kann man folgendes nachlesen:
Vom Vorbild
Erste Pläne einer „Thüringisch-Fränkischen Eisenbahn“ reichen bis ins Jahr 1850 zurück. Infolge der topographischen Bedingungen fielen die Ergebnisse von Vorarbeiten aus dem Jahre 1865 unbefriedigend aus. Da sich der Staat zu einem Bau nicht entschließen konnte, wurde 1872 eine Privatbahngesellschaft die Konzession einer Verbindung Weimar – Gera erteilt und die 67,9 km lange Strecke am 29. Juni 1876 in Betrieb genommen. Da sie die mächtigen Flusstäler der Ilm und der Saale kreuzt, hat sie vorwiegend Gebirgsbahncharakter. Die daraus resultierende aufwendige Betriebsführung brachte der Privatbahn nur geringen gewinn, so dass sie 1895 einen Kaufantrag Preußens annahm. Nach der Verstaatlichung gewann die Bahn an Bedeutung. Abschnittsweise wurde sie sogar zweigleisig ausgebaut. Auch heute ist der Verkehr noch beachtlich.1


Der Bahnhof paßt ganz gut in die Geländegegebenheiten meiner Anlage. Offensichtlich zum Zeitpunkt der Erhebung1 (leider nicht verzeichnet, aber in der Regel in den 60er und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts) sah der Gleisplan des Bahnhofs folgendermaßen aus:
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In der Beschreibung zum Bahnhof ist zu lesen:
Der Modellbahnhof
Gleis 2 ist durchgehendes Hauptgleis und besitzt einen Zwischenbahnsteig. Gleis 1, am Hausbahnsteig gelegen, erlaubt das Kreuzen und Überholen von Reisezügen. In gesamter Länge kann Gleis 3 lange Güterzüge aufnehmen; für kurze Nahgüterzüge genügt der Bereich zwischen den Weichen 4 und 8. Gleis 4 ist Ladegleis an der Ladestraße und der Feuergutrampe. In westlicher Richtung ist Gleis 5 als Güterschuppen- bzw. Aufstellgleis angebunden. Die Gleise 6 und 7 dienen als Rampengleise. Letzteres führt über eine Wagendrehscheibe von 5,50 m Durchmesser. Auf ihr wurden früher Wagen, die Kopf zu entladen waren, ladegerecht gedreht. Später wurde an einem kurzen Gleisstumpf in ungewöhnlicher Anordnung ein Kleinlok-Schuppen errichtet. Gleis 8 ist zweitees Ladegleis an der beidseitig genutzten Ladestrasse. Über Weiche 11 ist die Anschlussbahn I, die zu einem Sägewerk führt, angebunden. Die Anschlussbahn II eines großen Industriebetriebes schließt im Gleis 1 über Weiche 5 an.1


Der Bahnhof wurde von mir in künstlerischer Freiheit den Bedürfnissen und dem Platz angepasst. Außerdem ist er auf Schmalspur getrimmt worden. Rausgekommen ist dies, Blickrichtung in etwa von der rechten Strassenbrücke im Gleisplan zum EG:
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Als mich mein Dienstherr vor ein paar Tagen vor ein paar Tagen in Leipzig sehen wollte, kam ich auf der Rückfahrt auf der A9 an der Ausfahrt Hermsdorf, Klosterlausnitz vorbei. Etwas abseits der Autobahn fand ich „meinen“ Bahnhof, bzw. das, was heute noch davon übrig ist.
Blick von der Strassenbrücke links im Gleisplan Richtung Bahnhof. Es sind nur 2 durchgehende Gleise übrig geblieben
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Blick in die Gegenrichtung zur Ausfahrt
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Ein neuer Mittelbahnsteig wurde errichtet. Der Hausbahnsteig ist abgesperrt
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Ehemalige Güteranlage gegenüber dem EG
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Weitere ehemalige Verladehalle in Blickrichtung Gera
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Der Bahnhofsvorplatz
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Direkt neben dem Bahnhof ist ein Wohnhaus zu finden,
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in dessen Garten noch ein Rest liegt
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Der doch noch recht bemerkenswerte Fahrplan
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Beschilderung in neuem Gewand
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Somit ist der Bahnhof mit seinen umfangreichen Rangier- und Güteranlagen längst Geschichte. Nur auf meiner Anlage erlebt er in voller Blüte eine Renaissance in Zeiten der Thüringisch-Fränkischen Eisenbahn.
Und was bleibt uns als Trost? Das lateinische Sprichwort „Tempora mutantur“ hat noch einen zweiten Teil: „Et nos mutamur in illis“. Und wir ändern uns in ihnen (den Zeiten). Ein solch umfangreicher, hübscher Bahnhof passt also nicht mehr in unsere Gegenwart. Schade, finde ich.
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1 Fromm, Günter, Gleispläne für Modellbahnanlagen und Bahnhöfe, Stuttgart, 2005
Viele Grüße

Daniel
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