Gartenbahn-Steuerung mit TrainController

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Daniel
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Gartenbahn-Steuerung mit TrainController

Beitrag von Daniel »

Hallo liebe Stammtischler,

selten habe ich so gelacht wie bei Andys Zitaten.

https://forum.gartenbahn-stammtisch.de/vi ... c&start=25, Beitrag vom 11.6., 20.19.

So aus dem Zusammenhang gerissen, hört sich das sehr abgefahren an.

Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Ich möchte den Anfang machen und meine Version vorstellen.
Zuerst einmal einen ganz groben Aufbau, die Details ergeben sich dann ggf. im Laufe der Postings.

Meine Anlage wird über die Software Trancontroller (www.freiwald.com) gestuert.

Vor Jahren habe ich mich aus Ärger über eine andere Software dafür entschieden. Was mir an dieser Steuerung gefällt: Sie ist wie ein logischer Baukasten aufgebaut. Es gibt eine Handvoll Werkzeuge, mit deren Kombination man fast alle Betriebssituationen nachbilden kann. Man braucht zwar am Anfang etwas Einarbeitungszeit, wird jedoch mit der Zeit die Flexibilität zu schätzen wissen.

Hardware:
Für eine ordentliche Steuerung einer größeren Anlage empfiehlt es sich, die drei großen Aufgabenbereiche zu trennen, sprich Fahren, Schalten und Rückmelden sollte jeweils ein eigenes Digitalsystem übernehmen.

Fahren und Schalten ist sicher mehr als hinlänglich bekannt.

Zur Rückmeldung:

Warum ich mich für Blücher-Rückmelder (www.bluecher-elektronik.de) entschieden habe:
- Preiswert (nicht zu verwechseln mit billiger Ware), Geld läßt sich zudem durch Bausätze sparen
- Durch Stromerkennungsmodus sind zwar Glesitrennungen nötig, jedoch lassen sich alle Arten von Stromverbrauchern (Loks, Waggons)unkompliziert erkennen.
- Flexibel: Empfindlichkeit läßt sich via CVs einstellen, keine Löterei mit Widerständen, verschiedene Rückmelde-Busse werden unterstützt.
- Durchdachtes Konzept mit sehr gutem Support durch den Entwickler

Die Auswahl des Rückmeldebusses (sprich das Protokoll).

Meine ganz persönliche Erfahrung:
-S88: keine Erfahrung
- Lenz-RS-Bus: Für kleine Layouts geeignet, bei größeren kann es zu Busstörungen kommen
- LocoNet: Mein Favorit, zuverlässig und günstig.

Wie sieht der LocoNet-Bus aus? Er ist ein 6-adriger Bus, der in der Regel in einer Telefon-Flachbandleitung verlegt wird. Im Fachhandel gibt es dazu passende Stecker, Crimpzangen etc. 4 Drähte dienen der Stromversorgung, 2 Drähte der Datenübermittlung. Er läßt sich seriell, aber auch sternförmig verlegen. Längen von 50m (bei mir so getestet) sind kein Problem.

Die Verbindung vom Rückmelde-Bus (LocoNet) zum Computer habe ich mit dem LocoBuffer realisiert (www.locobuffer.com). Vorteil: zuverlässig und günstig (ca. 75 EUR). Dieser LocoBuffer hat an einer Seite einen LocoNet-Anschluß, an der anderen einen RS232 oder USB-Anschluß.

Meine Rückmeldung sieht somit folgendermaßen aus:

Gleisbesetztmelder mit LocoNet-Interface -> LocoNet-Bus -> LocoBuffer -> Computer.

So, hier möchte ich kurz einhalten. Im nächsten Kapitel geht es mit dem Thema Software weiter. Warum überhaupt Software etc.
Viele Grüße

Daniel
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Harald
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Re: Gartenbahn-Steuerung mit TrainController

Beitrag von Harald »

Daniel hat geschrieben:. . .
So, hier möchte ich kurz einhalten. Im nächsten Kapitel geht es mit dem Thema Software weiter. Warum überhaupt Software etc.
Hallo Daniel,

das waren bis jetzt ca. 50 kurze Stunden ;-)
Wann geht's denn weiter :?:

Ein neugieriger
Harald

PS. Meine Loconet-Teile sind jetzt da :D
Daniel
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Beitrag von Daniel »

Hallo liebe Stammtischler,

wie angekündigt möchte ich in diesem Beitrag ein paar Worte zum Thema Software verlieren.

Gartenbahn und Software bzw. Computersteuerung, das ist eine Glaubensfrage.
Wer ganz vorbildgetreu fahren möchte, hat alle Hände voll zu tun, bevor ein Zug den Bahnhof verlassen kann.
Zuerst muß überprüft werden, ob die Strecke frei ist, dann sind die Weichen zustellen, diese gegen irtümliche Umstellung verriegeln, das Signal auf grün, die Ansage zum Türenschließen, der Abfahrtspfiff. Schließlich den Zug langsam in Bewegung setzen, Signal wieder auf rot. Während der Fahrt muß die Geschwindigkeit der Strecke angepaßt werden. Auf gerade Strecke schneller, in der Kurve und über die Brücke langsamer. Hin und wieder ist ein Achtungspfiff zu geben. Am Endbahnhof ist Abkuppeln sowie die verriegelten Weichen freigeben angesagt, wieder Weichen stellen, Umsetzen, Weichen stellen, Ankuppeln. Das ganze kann von vorne beginnen.

Mit einem Zug mag das ja noch funktionieren. Sollen aber mehrere Züge unterwegs sein, sich diese auch noch kreuzen, ist es vorbei, mit einem kühlen Getränk in der Hand auf der Terassen den Zügen nachzuträumen.

Hier kommt die Software resp. der Computer ins Spiel. Er übernimmt die oben genannten Aufgaben spielend, und noch einige mehr. Auch gleichzeitig.
Wer also einen solchen ganz vorbildgerechten Fahrbetrieb möchte und nicht schweißnaß vor Streß vom Fahrtag heimkommen möchte, wird den Computer als Fahrdienstleiter und Lokführer ins Auge fassen können.

Vorneweg soll gesagt sein, dass sich mit guter Software automatischer und handgesteuerter Betrieb nicht ausschließen. Es sind sogar Unmengen von Mischformen möglich. Der Computer ist Fahrdienstleiter, ich Lokführer, oder umgekehrt. Der Computer steuert die Hauptstrecke, ich die Nebenstrecke, Ich rangiere, der Computer befährt die Strecke etc.

Leider ist ein Computer ein recht dummes Ding. Mit der Information: „Fahr mal den Zug da vorne rüber“ kann er gar nichts anfangen. Ihm muß man sagen: Fahr den Zug auf Gleis 1 in Bahnhof 1 mit der 996001, die bei Fahrstufe 5 10km/h und bei Stufe 20 27km/h fährt – Adresse 60 -, über die Hochstrecke in ein freies Gleis des Bahnhofs 2. Der Zug ist 239cm lang Im Bahnhof 2 soll der Zug in der Bahnsteigmitte halten. Das Gleis dort ist 420cm lang.

An diesem kleinen Beispiel wird ersichtlich, dass am Anfang viel Arbeit steht. Der Computer muss wissen, wie die Anlage aussieht. Welche Weichen wie verbunden sind. Auch einen Input braucht der Computer (wo ist denn der Zug gerade?), Rückmeldung genannt.

Kurz will ich beschreiben, wie so etwas in der Software Traincontroller funktioniert.

1. Zuerst muss ein Gleisplan gezeichnet werden. Dort sind alle Weichen und Meldeabschnitte eingetragen. Die Weichen und Meldeabschnitte muss man dann noch den entsprechenden Adressen zuordnen. Abschließend erstellt man dann Weichenstrassen.
2. Als nächstes sind die Lokomotiven dran. Auch ihre Adresse muss man der Software mitteilen. Dann kann die Software die Lokomotive „normieren“. Durch Messfahrten wird ermittelt, wie schnell die Lok bei entsprechender Fahrstufe tatsächlich fährt (z.B. in m/s).
3. Zuletzt sind noch Zugfahrten („Ablaufpläne“) einzurichten. Von welchem Bahnhof zu welchem Bahnhof sollen die Züge fahren? Welcher Zug darf auf welches Gleis? Was geschieht am Endbahnhof?
4. Jetzt ist Testen angesagt, in immer wieder unterschiedlichen Konstellationen. Stimmt das alles so? Oft übersieht man in der ersten Konfiguration viele Kleinigkeiten.

Als Lohn für die Mühe gibt es nach einigen Wochen genau das oben beschriebene Szenario: Mit dem kühlen Getränk in der Hand kann man auf der Terrasse den Zügen nachträumen.

Ist der Grundstock einmal geschafft, sind Ergänzungen schnell gemacht. Ein zusätzliches Bahnhofsgleis einfügen, eine neue Lok integrieren, eine weitere Fahrmöglichkeit von A nach B schaffen etc. Obwohl ich meine Gartenbahnanlage in den letzten drei Jahren zigmal umgebaut habe, verwende ich immer noch das ursprüngliche Gleisbild, natürlich immer den Veränderungen angepasst.

Noch ein Wort zum finanziellen Aufwand: Eine gute Software kostet zwischen 250 und 350 EUR. Das ist sicher nicht billig. Im Vergleich zum Nutzen jedoch das Geld wert.

Im nächsten Beitrag werde ich ein paar Worte zum konkreten Aufbau meiner Computersteuerung hardwaremässig anführen.
Viele Grüße

Daniel
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